11.09.2009 bis 26.09.2009
Seit Beginn meines Interesses an Karnivoren hat mich vor allem die Gattung Drosera besonders fasziniert. Innerhalb dieser Gattung haben es mir besonders die südafrikanischen winterwachsenden Arten der Kapregion angetan. Es muss wohl irgendwann im Jahr 2004 gewesen sein, als ich eine solche Pflanze zum ersten Mal in Kultur hatte. Damals war es für mich noch unvorstellbar, diese Pflanzen irgendwann mal an ihrem natürlichen Standort in Südafrika zu sehen.Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam, aber gegen Ende 2008 habe ich mit Carsten Paul beschlossen, dass wir es wagen und einen Urlaub in Südafrika in Angriff nehmen. Unser Ziel war es natürlich möglichst viele der dort vorkommenden Karnivoren zu sehen. Im Laufe der Zeit kamen noch Claus-Jürgen Lenz und Alfred Jäger hinzu, so dass wir am Ende zu viert sein sollten.
Die Reise war für die zweite Hälfte des Monats September angesetzt, um möglichst viele Pflanzen vor Beginn der Trockenperiode finden zu können. Die Reisezeit lag also zu Beginn des südafrikanischen Frühlings. In dieser Gegend zeichnen sich die Sommer durch starke Trockenheit aus. Während dieser Zeit sind viele Pflanzen eingezogen und überirdisch nicht sichtbar. Wir erhofften uns, die Pflanzen gegen Ende der Wachstumsperiode (Blütezeit) vorfinden zu können.
Am 11. September 2009 war es endlich so weit. Unsere Reise nach Südafrika sollte beginnen! Wir trafen uns am Abend des 11.09.09 auf dem Flughafen in Frankfurt am Main. Alfred war bereits einige Tage zuvor geflogen, so dass wir uns mit ihm in unserem Hotel in Kapstadt für den Nachmittag des 12. September verabredet hatten. Unser Flug verlief mit einem Zwischenstopp in Johannesburg, die Flugzeit betrug insgesamt 14 Stunden und 30 Minuten.
Tag 1: Hinflug – Signal Hill
12.09.2009
Der Flug verlief problemlos. Pünktlich landeten wir in Johannesburg. Dort wurden wir direkt von ein paar „Kofferträgern“ erwartet. So schnell wie sie unsere Koffer in den Händen hatten konnten wir gar nicht schauen! Schnell zeigten Sie uns den Weg zu unserem Anschlussflug. Wir waren darüber nicht böse, da wir nicht sonderlich viel Zeit hatten und uns nicht auskannten. Nachdem wir am Gate angekommen waren forderten sie uns allerding auf, sie für ihre Dienste zu bezahlen. Es wurde etwas ungemütlich. Mit Münzen gaben sie sich nicht zufrieden, sondern forderten Papiergeld. Wir konnten sie schließlich mit fünf Euro zufriedenstellen.Bereits in Deutschland hatten wir mit unserer Unterkunft in Kapstadt vereinbart, dass sie uns am Flughafen abholen würden. Dies klappte gut. Im Hotel gab es zum Empfang sogar noch einen Sekt. Kurz nach unserer Ankunft im Hotel traf Alfred auch schon ein.
Obwohl wir sehr müde waren wollten wir noch eine kleine Wanderung auf den Signal Hill unternehmen. Unser Hotel lag direkt unterhalb des Berges, so dass sich das geradezu anbot. Mit ca. 350 Metern Höhe ist der Signal Hill der kleinste Berg von Kapstadt. Der Name „Signal Hill“ stammt aus dem 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde der Berg als Signalposten genutzt. Mit Kanonenschüssen wurden Zeitsignale übermittelt. Aus alter Tradition geschieht dies bis heute jeweils um 12 Uhr Mittags, außer an Sonntagen.
Wir brauchten etwa eine Stunde um auf den Signal Hill zu laufen. Leider fanden wir keinen offiziellen Weg, so dass wir einfach Querfeldein hoch liefen. Von dort oben hat man einen herrlichen Überblick über Kapstadt. Wir konnten das Green Point Stadium, welches extra für die WM 2010 gebaut wurde gut sehen. Zur Zeit unseres Besuchs war es noch voll im Bau. Schaut man zur anderen Seite hinaus, so hat man einen herrlichen Blick auf den Lion’s Head, ein anderer der Hausberge Kapstadts. Auch der Tafelberg ist von dort sehr gut zu sehen.
Nachdem wir etwas die Aussicht genossen hatten liefen wir zurück zu unserer Unterkunft und suchten eine Gaststätte, in der wir zu Abend essen konnten. Da wir sehr müde waren, ging der Tag früh zu Ende.
Drosera trinervia und Blick auf Kapstadt vom Signal Hill
Tag 2: Constantia Nek
13.09.2009
Wir konnten leider nur eine Nacht in unserer Unterkunft in Sea Point bleiben. Daher mussten wir bereits am zweiten Tag unserer Reise das Hotel wechseln. Zuvor bekamen wir unseren Mietwagen noch zur Unterkunft gebracht. In Südafrika herrscht Linksverkehr, womit wir bis zu diesem Zeitpunkt alle keine Erfahrungen hatten. Wir kämpften uns tapfer durch den dichten Verkehr Kapstadts, immer in der Hoffnung keinen Unfall zu verursachen. Etwa gegen Mittag erreichten wir schließlich unsere zweite Unterkunft mitten in Kapstadt.Da der Hotelwechsel sehr viel Zeit kostete, konnten wir erst am späten Vormittag aufbrechen um eine kleine Wanderung am Constantia Nek (ein Teil des Tafelbergmassivs) zu machen. Das Constantia Nek verbindet den Tafelberg mit dem weiter südlich gelegenen Constantiaberg. Auf diesem Weg wollten wir auf unsere ersten Karnivoren treffen!
Leider verloren wir noch etwas Zeit auf dem Weg dorthin, da wir uns leicht verfuhren. Schließlich kamen wir aber an dem Punkt an, an dem wir die Wanderung beginnen wollten. Das Wetter war leider nicht das Beste. Es regnete, war kalt, windig und neblig. Von Südafrika hatten wir eine vollkommen andere Vorstellung!
Auffällig war, dass dort fast alle Bäume gefällt worden waren und es sah aus, als ob auch ein Großteil der Vegetation abgemäht worden war. Zu Hause erfuhren wir, dass dies gemacht wird um den dort unnatürlich vorkommenden Pinienwald einzudämmen. Diese Bäume stören das empfindliche Ökosystem enorm. Durch diese Maßnahme soll dies möglichst in Grenzen gehalten, bzw. verhindert werden.
Während wir den Berg hinaufliefen schauten wir nach links und rechts, immer in der Hoffnung eine Drosera zu sehen. Es sollte auch gar nicht so lange dauern. Alfred wurde als erster fündig und zeigte auf eine Drosera. Es handelte sich dabei um Drosera trinervia, die an einer senkrechten Wand in einer sehr dünnen Substratschicht wuchsen.
Drosera trinervia ist wahrscheinlich die häufigste Drosera-Art in dieser Ecke von Südafrika. Daher war es nicht verwunderlich, dass wir genau diese Art zuerst fanden. Bereits wenig später fanden wir Drosera aliciae, die ebenfalls an einer senkrechten Wand wuchsen.
Drosera aliciae fanden wir in zwei verschiedene ausgefärbte Formen vor. Die meisten Pflanzen waren tiefrote und relativ klein. Andere dagegen waren relativ grün und auch etwas größer. Uns erschien es so, als ob diese Unterschiede nicht vom Standort abhingen, da wir beide Formen sehr nah nebeneinander wachsend vorfanden.
Diese beiden Pflanzen fanden wir auf dieser Wanderung von nun an regelmäßig. Meistens wuchsen sie an senkrechten Wänden, seltener im Graben neben dem Wanderweg. Die Substratschicht ist jeweils maximal wenige Zentimeter dick und sehr sandig. Weitere Arten konnten wir an diesem Tag leider nicht finden.
Mittlerweile regnete es sehr stark. Daher waren die Felswände häufig geradezu überrieselt. Die Wetterverhältnisse an trockenen Tagen können wir leider nicht abschätzen, an diesem Tag wurden die Pflanzen durch den kräftigen Regen vom Wasser regelrecht abgewaschen. Daher sahen sie leider oftmals nicht so toll aus.
Die schlechten Bedingungen machten das Fotografieren relativ schwer, dennoch gaben wir unser Bestes. Durch den Nebel blieb uns leider auch die tolle Landschaft verborgen. Die Vorstellung, dass Karnivoren-Standorten immer warm und sonnig sind ist– wenigstens in Südafrika – falsch. Wir kamen am späten Vorabend durchnässt und auch etwas durchfroren zurück ins Hotel.
Drosera aliciae, die Landschaft und Drosera trinervia
Tag 3: Boulder’s Beach – Silvermine
14.09.2009
Wir hatten an diesem Tag gleich zwei Ziele. Zum einen wollten wir uns morgens die Pinguine am Boulder’s Beach in der Nähe von Simon’s Town anschauen. Mittags wollten wir dann eine kleine Wanderung durch Silvermine Nature Reserve durchführen. Daher brachen wir morgens recht zeitig auf.Der Brillenpinguin (Spheniscus demersus) ist die einzige Pinguinart Südafrikas. Eine der wenigen für Menschen zugänglichen Kolonien dieser Vögel befindet sich bei Simon’s Town. Dort kann man die Tiere von einem Bohlenweg aus beobachten.
Die etwa 20 Kilometer lange Fahrt von Kapstadt aus brachten wir schnell hinter uns. Kurz vor Simon’s Town fiel uns am Straßenrand ein Schild mit der Aufschrift „Penguin Protection Fence“ auf. Da der Boulder’s Beach direkt an die Stadt Simon’s Town angrenzt kommt es öfter vor, dass sich einzelne Tiere in die Stadt verirren. Daher wurde dort ein Zaun errichtet, der die Tiere nach Möglichkeit aus der Stadt heraushalten soll.
Nachdem wir den nötigen Eintritt bezahlt hatten, liefen wir auf den Holzwegen los. Die Kolonie befindet sich an einem steinigen Sandstrand. Leider waren wir sehr früh morgens dort. Um diese Tageszeit sind die Tiere noch nicht sonderlich aktiv oder bereits auf Jagd. Daher konnten wir leider nicht sonderlich viele Tiere sehen.
Der Parkplatzwächter erzählte uns später, dass sie nachmittags am aktivsten seien. Unsere Planung lies leider nicht zu, dass wir mittags nochmal zum Strand kommen konnten. Daher schauten wir uns noch etwas um und brachen dann schließlich ins Silvermine Nature Reserve auf.
Pinguine am Boulder’s Beach bei Simon’s Town
Leider wussten wir nicht genau, wo sich der Eingang zum Silvermine Nature Reserve befindet. Daher suchten wir etwas, bis wir auf der Straße ein Schild, das den Weg zum Reserve zeigte, fanden. Durch die Suche dauerte die Fahrt etwas länger. Dadurch bekamen wir einen guten Eindruck von der beeindruckenden Landschaft. Besonders imposant war an dieser Stelle der freie Blick auf den an diesem Tag im Nebel hängenden Tafelberg. An einer Stelle machten wir einen kurzen Fotostopp.
Dies stellte sich als Glückstreffer heraus. Die komplette Wiese auf der wir standen war voller Drosera. Wir konnten die beiden Arten Drosera aliciae und Drosera trinervia dort finden. An sehr nassen Stellen fanden wir noch Blätter einer Utricularia. Sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei um Utricularia bisquamata. Die ersten Karnivoren des Tages waren also gefunden!
Neben den Karnivoren ist auch die Begleitvegetation absolut sehenswert. Viele der Blüten, die wir sahen erinnert uns an Pflanzen, die wir zu Hause als Topfpflanzen in unseren Gärten oder auf unseren Fensterbänken halten. Ein weiteres botanisches Highlight sind die unzähligen Proteen, die in Südafrika beheimatet sind.
Nachdem wir uns ausreichend umgesehen hatten fuhren wir weiter in Richtung des Haupteingangs zum Silvermine Nature Reserve. Dort angekommen stellten wir fest, dass wir sogar das Glück hatten keinen Eintritt zahlen zu müssen. Ein Schild mit der Aufschrift „Nature Reserve free Entrance Week“ wies daraufhin, dass der Eintritt in dieser Woche kostenlos ist. Wir parkten also unser Auto, zogen unsere Wanderschuhe an und liefen los.
Kurz nach Beginn der Wanderung fanden wir auch schon die ersten Drosera. Es handelte sich dabei um tiefrote Drosera trinervia, kurze Zeit später fanden wir einige Drosera aliciae. Einige der Pflanzen standen sehr schattig, wodurch sie relativ groß und grün wurden. Die Pflanzen in voller Sonne waren wunderschon rot gefärbt.
Der erste Teil des Wegs führte durch eine herrliche Fynbos-Landschaft. Das Wetter ließ uns leider auch an diesem Tag wieder im Stich. Es war recht neblig und relativ kalt. Daher konnten wir die herrliche Landschaft nur in den wenigen Minuten genießen, in denen sich der Nebel etwas lichtete.
Das nächste Highlight war keine Karnivore, sondern eine Königsprotea! Durch Zufall fiel uns eine dieser imposanten Pflanzen auf. Protea cynaroides besitzt innerhalb der Protea-Gewächse die größte Blüte. Die Blüten können einen Durchmesser von bis zu 30cm erreichen (Rousseau, 1970). Wir freuten uns sehr, diese Pflanze zu sehen!
Der Weg wurde immer steiniger, je hoher wir in die Berge kamen. Wir wussten, dass es in Silvermine einen Bestand von Drosera hilaris geben soll. Diesen wollten wir natürlich gerne finden! Aufgrund der beeindruckenden Landschaft war es allerdings nicht immer ganz einfach, sich auf die Vegetation zu konzentrieren. So kam es, wie es kommen musste. Wir liefen an den ersten Pflanzen einfach vorbei! Alfred hatte zum Glück ein besseres Auge und teilte uns mit, dass er die ersten Pflanzen gefunden hat.
Er hatte eine kleine Pflanzengruppe am Wegesrand entdeckt. Schnell liefen wir an die Stelle, um uns die Pflanzen anzuschauen. Drosera hilaris kannte ich zu diesem Zeitpunkt lediglich aus der Sammlung des Botanischen Gartens in Bonn, die wir auf einem der Regionaltreffen anschauen durften. Da wir an der Stelle noch weitere Pflanzen vermuteten machten wir uns auf die Suche. Tatsächlich fanden wir in der recht hohen Vegetation weitere Pflanzen mit teilweise sehr langen Stämmen. Diese Pflanzen müssen recht alt gewesen sein.
Wir waren überrascht zu sehen, dass die Pflanzen teilweise recht dunkel und zum Teil sogar unter dem Fynbos wuchsen. Auf der weiteren Wanderung fanden wir immer wieder kleinere Gruppen dieser Pflanzen.
Drosera cistiflora hatten wir an diesem Tag noch nicht auf der Rechnung. Daher waren wir sehr überrascht, als wir ein paar wenige Exemplare dieser Pflanze fanden! Die Pflanzen waren nicht sonderlich hoch, sahen aber dennoch recht kräftig aus. Leider konnten wir keine offene Blüte vorfinden.
In unmittelbarer Nähe wuchs eine weitere Drosera-Art. Es handelte sich dabei um Drosera cuneifolia.
Direkt neben den Pflanzen konnten wir noch weitere Drosera cistiflora und Drosera hilaris finden. Ebenso fanden wir einige Blätter von Utricularia bisquamata. Leider fanden wir keine Blüten. Bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir Utricularia bisquamata nur als invasive, ausdauernde Pflanze aus der heimischen Kultur. Daher war unsere Vorstellung, dass wir sie wohl nur an dauerfeuchten Stellen finden würden. Das passte nicht dazu, dass sie direkt neben Drosera cistiflora wuchs. Erst zu Hause wurde uns klar, dass Utricularia bisquamata in der Natur nur einjährig ist (Taylor, 1989).
Neben den von uns bereits gefunden Drosera-Arten kommen im Silvermine Nature Reserve noch Drosera glabripes und Drosera ramentacea vor. Diese wollten wir gerne auch sehen. Leider hatten wir kein Glück und konnten trotz recht genauer Angaben keine der beiden Pflanzen finden. Wir waren einfach zu spät dran. Es war mittlerweile Nachmittag und wir wollten gerne vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurück an unserem Auto sein. Daher drehten wir um und liefen zu unserem Auto um zurück ins Hotel zu fahren. Nach einem Abendessen im Hotel ging der Tag zu Ende.
Landschaft im Silvermine Nature Reserve
Tag 4: Darling – Fahrt nach Clanwilliam
15.09.2009
Nun war die Zeit gekommen um Kapstadt zu verlassen. Unser nächstes Ziel sollten die Zederberge, etwa 250 Kilometer nördlich von Kapstadt sein. Dort hatten wir uns für drei Nächte eine Unterkunft in Clanwilliam gebucht.Die Gegend von Clanwilliam ist insbesondere für Rooibos-Tee bekannt, dessen Hauptanbaugebiet dort liegt. Weitere Attraktion dieser Gegend sind die Felsmalereien der Ureinwohner, so wie der große Stausee von Clanwilliam.
Auf der Fahrt Richtung Norden wollten wir uns einige bekannte Standort von Drosera cistiflora in der Nähe von Darling anschauen. Darling liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Kapstadt, etwas abseits der Hauptstraße nach Clanwilliam.
Wir hatten keine Probleme damit, den Standort zu finden. Kurze Zeit nach unserer Ankunft hatten wir auch schon die ersten Pflanzen gefunden. Die Wiesen beherbergten eine recht große Population an Drosera cistiflora. Das Spektrum der Blütenfarbe reichte von hellen cremefarben bis hin zu kräftig lila gefärbten Blüten. Innerhalb dieser beiden Extreme kann man dort auch alle möglichen Zwischenformen finden.
Auch hier ist die Begleitvegetation absolut sehenswert! Ein Besuch würde sich alleine deswegen lohnen. Die komplette Wiese ist mit interessanten Pflanzen geradezu übersät. Die Pflanzen blühten in allen erdenklichen Farben.
Neben den zahlreichen Drosera fielen uns sofort die sehr schön gefärbten Blüten von Geissorhiza radians ins Auge. Auch diese Pflanzen sind an trockene Sommer gewöhnt und überstehen diese Jahreszeit indem sie sich in kleine unterirdische Zwiebeln zurückziehen. Diese Strategie wird von sehr vielen Pflanzen an solchen Standorten praktiziert.
Callas kannte ich bisher auch nur aus Pflanzengestecken und Blumenläden. Unter dem Begriff Calla werden weitläufig die beiden Pflanzengattungen Calla und Zantedeschia zusammengefasst. Während die Gattung Calla (soweit mir bekannt) nur auf der Nordhalbkugel vorkommt ist das Verbreitungsgebiet der Gattung Zantedeschia das südliche Afrika. An diesem Standort konnten wir Zantedeschia aethiopica finden, die zur Zeit unseres Besuchs in voller Blüte standen.
Alle Pflanzen aufzuzählen, die es dort anzusehen gibt ist schlicht nicht möglich. Neben den bereits genannten möchte ich hier aber noch kurz drei weitere Pflanzen vorstellen, die an diesem Standort besonders auffällig waren. Alle diese Pflanzen überstehen den trockenen, heißen Sommer als unterirdische Zwiebel oder Knolle.
Zum einen fanden wir dort Pauridia capensis. Pflanzen dieser Gattung werden weitläufig als Cape Star bezeichnet. Der Name leitet sich aus den sternförmig angeordneten Blütenblättern ab. Die Blütenfarbe von Pauridia capensis ist entweder weiß oder gelb, wir fanden dort nur weißblühende Exemplare.
Bis 2013 gehörte Pauridia capensis noch der bis dahin eigenständigen Gattung Spiloxene an. Daher findet man sie meist noch als Spiloxene capensis in älterer Literatur. Nach Überarbeitung der Gattungen Spiloxene, Saniella und der Sektion Ianthe der Gattung Hypoxis wurden sie alle der Gattung Pauridia zugeordnet (Snijman, D. & Kocyan, 2013).
Gladiolen kannten wir bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nur aus den heimischen Gärten. An diesem Standort fanden wir einen wildwachsenden Vertreter dieser Gattung. Es handelte sich dabei um Gladiolus meliusculus.
Die Gattung Ixia zählt zu den Irisgewächsen. An diesem Standort konnten wir die Art Ixia maculata finden. Diese Pflanzen bilden an recht hohen Blütenstängel ihre orangefarbenen Blüten aus. Die dunkle Blütenmitte steht dabei im deutlichen Kontrast zu den orangenen Blütenblättern. Bestäubt werden diese Pflanzen wohl ebenfalls durch Käfer, ähnlich wie Drosera cistiflora.
An diesem Standort konnten wir zum ersten Mal den Bestäuber von Drosera cistiflora in Aktion sehen. Drosera cistiflora wird vornehmlich von großen Käfern, so genannten Monkey Beetles, bestäubt. Die Körper dieser Insekten sind stark behaart, so dass sich der Pollen dort gut festhaften kann. Auf ihrem Weg von Blüte zu Blüte bestäuben sie dann schließlich die Pflanzen. Die Käfer dort hatten alle eine dunkle braun-schwarze Färbung.
Blüten von Drosera cistiflora
Etwas überraschend für uns war es zu sehen, wie nass der Standort war. Teilweise bildeten sich kleinere Pfützen und Tümpel. Drosera cistiflora wächst dort meist an etwas höheren Stellen. An sehr nassen Stellen konnten wir schließlich noch eine rosettenbildende Drosera-Art, Drosera pauciflora, finden.
Die Drosera cistiflora standen an diesem Tag in voller Blüte. Wir hatten damit wohl richtig Glück gehabt! Der Anblick von so vielen offenen Blüten, inmitten der anderen Pflanzen, war gigantisch. Bereits aus einiger Entfernung konnten wir die Blüten erkennen. Leider war die Situation bei Drosera pauciflora etwas anders. Von dieser Art konnten wir leider keine offene Blüte finden. Alle Blüten waren noch geschlossen. Es schien uns, als ob wir ein oder zwei Tage zu früh dort gewesen waren. Daher beschlossen wir, diesen Standort auf dem Rückweg von Clanwilliam nach Franschhoek nochmal zu besuchen, in der Hoffnung dann vielleicht blühende Exemplare zu sehen.
An trockeneren Stellen konnten wir noch eine weitere Geissorhiza-Art finden. Im Gegensatz zu Geissorhiza radians wächst Geissorhiza monanthos offensichtlich nur an etwas trockeneren Stellen. Die Blütenfarbe ist ähnlich, allerdings nicht so ganz intensiv wie die von Geissorhiza radians.
Geissorhiza monanthos,Zantedeschia aethiopica und Moraea tripetala
Beeindruckt von diesem Standort machten wir uns auf die Suche nach einem weiteren Standort in dieser Gegend. Dort sollte es besonders große Drosera trinervia, sowie eine Form von Drosera pauciflora mit cremeweißen Blüten geben. Außerdem sollte es dort eine weitere Form von Drosera cistiflora geben.
Nachdem wir dort angekommen waren machten wir uns auf die Suche nach den Pflanzen. Leider blieb die Suche nach den Drosera pauciflora erfolglos. Drosera trinervia zu finden war dagegen kein Problem. Die Pflanzen schienen uns tatsächlich relativ groß zu sein. Sie wuchsen an dieser Stelle auf einem sehr trockenen, steinigen Lehmboden, ganz im Gegensatz zu den Standorten, die wir am Constantia Nek gesehen hatten. Drosera cistiflora fanden wir hier auch. Die Pflanzen waren schön rot ausgefärbt, leider aber bereits verblüht. Nach 2009 war ich noch zwei weitere Male an diesem Standort. Mittlerweile ist er leider sehr stark geschädigt bzw. annähernd zerstört worden.
Auf dem Weg zum Auto hatten wir noch das Glück, eine Landschildkröte (Chersina angulata) beobachten zu können. Das Tier schien von uns sichtlich gestört zu sein und versuchte schnell davon zu kommen. Dennoch konnten wir sie einen Augenblick lang beobachten..
Die Fahrt nach Clanwilliam verlief ruhig und problemlos. Auf dem Plekenierskloofpass legten wir an einer Orangenplantage noch einen Stopp ein, um uns die Landschaft etwas zu genießen. Nach unserer Ankunft in Clanwilliam bezogen wir unsere Hotelzimmer. Da wir nun doch viel früher als erwartet angekommen waren entschlossen wir uns dazu, noch die Stelle, an der wir am kommenden Tag zu einer Wanderung aufbrechen wollten zu suchen.
Dank der guten Beschreibung, die wir im Vorfeld erhalten hatten fanden wir die Stelle schnell. Nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren überraschten uns Kälte und ein starker Wind. Bei unserer Abfahrt in Clanwilliam waren es dort noch über 20°C. Mit einem solchen Temperaturunterschied hatten wir auf der nicht sonderlich großen Distanz (dafür aber ein paar Höhenmeter höher) nicht gerechnet!
Da wir von den kalten Temperaturen völlig überrascht waren hatten wir uns auch nicht entsprechend gekleidet. Daher schauten wir uns nur sehr kurz um. Auf die Schnelle fanden wir immerhin noch einige Drosera cistiflora, die dem starken Wind trotzdem. Die Pflanzen waren tiefrot gefärbt. Wir machten nur schnell ein paar Bilder und fuhren zum Abendessen zurück nach Clanwilliam. Im einzigen Restaurant, das offen hatte bekamen wir zum Glück noch etwas zu Essen. Damit ging der Tag auch langsam zu Ende.
verwendete Literatur
Debbert, P (1987): Zwei neue Drosera-Arten aus der Kapprovinz, Südafrika, Mitt. Bot. Staatsamml. München.23:431-436 (31.12.1987), ISSN 0006-8179Debbert, P (2002): Einige neue Drosera-Arten aus Südafrika (Droseraceae), Linzer biol.Beitr.34:794 (2002)
Dietz: Brücke über Drosera slackii, Rundbrief der GFP, 2015, Vol. 91, Seite 29-31
Obermeyer, A.A. (1970): Droseracea, The Flora of Southern Africa Vol. 13, 187–201. Department of Agricultural Technical Services, Pretoria, South Africa.
Picker, M., Griffiths, C., Weavin, A. (2004): Field Guide to Insects of South Africa, Struik Nature, Cape Town, ISBN 978 1 77007 061 5
Rousseau, F. (1970): The Proteaceae of South Africa, Purnell and Sons (S.A.) PTY., LTD, Cape Town, SBN 360 00106 8
Simon, C. (2011): Eine Ergänzung zu „Karnivoren am Western Cape in Südafrika“, Das Taublatt Vol. 69, Seite 21-26
Snijman, D. & Kocyan, A. (2013): The genus Pauridia (Hypoxidaceae) amplified to include Hypoxis sect. Ianthe, Saniella and Spiloxene, with revised nomenclature and typification; Phytotaxa, Volume 116, 2013, S. 19-33.
Taylor, P.G. (1989): The Genus Utricularia: a Taxonomic Monograph, Kew Publishing, ISBN 0947643729
Fortsetzung folgt…..